Ponyglück bei Lise Gast by Lise Gast

Ponyglück bei Lise Gast by Lise Gast

Autor:Lise Gast [Gast, Lise]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-05-26T00:00:00+00:00


'Hilfe – eine Hilfe!'

Solange Mutter im Krankenhaus lag, war auf ihre und unsere inständige, ja beinah verzweifelte Bitte hin eine ihrer Freundinnen eingesprungen, Tante Juttel, acht Tage älter als Mutter – dies betonte sie immer! –, schon grauhaarig, aber immer vergnügt, solange ihr unsere Kater nicht auf die Schulter sprangen, und selbst Mutter von vier Sprößlingen. Einen davon, Harro, brachte sie mit, nunmehr unser Pflegebruder. Er war im selben Alter wie Arndt und erregte in Lorch sofort die Neugierde aller, denn in der Kleinstadt ist jedes bisher unbekannte Gesicht eine Sensation. Wenn er Zigaretten holen ging, fragte man ihn:

'Sie gehöret doch zum Ponyhof, send Sie auch ein Sohn von dort?' Er genoß es und schüttelte nur den Kopf.

'Ha noi, dann woiß i', sagte die gute Schwäbin sofort, 'dann send Sie mit einer von die Mädle verlobt!' Sie hatte seinen Ring gesehen. Harro lachte nur, sagte aber weder ja noch nein.

Er hatte uns früher schon öfter besucht, als seine Mutter noch nicht bei uns wohnte, und war mit einer jungen Kindergärtnerin verlobt, die Lotte heißt wie unsere Älteste. Einmal schrieb er von uns aus an seine Mutter, wollte irgend etwas für seine Lotte besorgt haben, und Tante Juttel glaubte, es handele sich um unsere Lotte. Sie antwortete mit einer innig erfreuten Karte, sie habe sich schon immer heimlich gewünscht, daß zwei unserer, Mutters und ihrer, Kinderchen sich liebend finden würden. Und sie wollte Lottchen eine treusorgende, herzliebe Schwiegermutter werden. Tante Juttel bedient sich gern solcher Ausdrücke, die wir sofort übernahmen. Sie meint es aber goldecht und ehrlich.

Diesen Irrtum allerdings mußten wir aufklären. Harro aber hielt treu zu uns, mauerte, tischlerte – er ist sehr geschickt – und verteidigte Katrin einmal wie ein echter Liebender. Er war mit ihr Skilaufen auf dem Kalten Feld, und dort machte sich ein junger Mann mit Bart an Katrin heran, den diese nicht leiden mochte. Sie versuchte ihn siegreich abzuschlagen, hatte aber nicht den gewünschten Erfolg. Da schaltete sich Harro ein:

'Kerle, vadufte', riet er ihm in drohendem Unterton, 'oder ick reiß dir deine Barthaare einzeln aus!'

Der andere zog ab, und wir fanden diesen Ausspruch so schön, daß wir ihn oft zitierten. Männer mit Bärten haben es zunächst nicht leicht bei uns, weil wir immer daran denken müssen.

Harro also fügte sich tadellos ein, fuhr mit Lotte und Katrin nach Griechenland und war ein guter Partner beim Faustballspielen. Zum Reiten drängelten wir ihn nicht, weil er ein bißchen klobig ist, aber beim Fahren war er immer dabei. Einmal vergaß er, als er den Dogcart einspannte, den zweiten Bauchgurt zuzumachen. Er und Steffi saßen eng zusammengequetscht auf dem Wägelchen, das eine dreiseitige Lehne hat, in die man sich hineinklemmen muß. Plötzlich bekamen die beiden das Übergewicht nach hinten, und die Gabeldeichsel ging so hoch in die Luft, wie die Lederösen am Geschirr es zulassen, also ziemlich hoch. Harro und Steffi sanken fast bis auf die Straße hinab und zappelten und versuchten, sich aus ihrem Sitz herauszuarbeiten. Der Riemen, der die beiden Deichseln unterm Bauch des Ponys zusammenhält und das



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